Von einer achtsaitigen Geige und der Inspiration Schottlands!

Johannes Brahms: Doppelkonzert für Violine, Cello und Orchester

Als eine "famose Komposition" bezeichnete Hans von Bülow, Dirigent der Uraufführung, das Doppelkonzert von Johannes Brahms, dessen besonderer Reiz in der engen Verwobenheit von Violine und Violoncello liegt. Die beiden Soloinstrumente spielen sich die Läufe gegenseitig nur so zu und scheinen gleichzeitig beinahe zu einer einzigen Stimme zu verschmelzen. 

Brahms soll scherzhaft behauptet haben, dieses Werk fordere eine "achtsaitige" Geige". Es geht das Gerücht, der Komponist habe in den beiden Solo-Stimmen seinen Freund Joachim (Violine) und sich selbst (Violoncello) portraitiert. Was für ein schönes Bild für den Zusammenklang der beiden Soloinstrumente! Und was für eine wunderbare Fortführung dieses Gedanken mitten hinein ins Apollotheater Siegen! Denn mit Daishin Kashimoto und Claudio Bohórquez musizieren nicht nur zwei international gefeierte Solisten, sondern auch zwei langjährige Weggefährten Nabil Shehatas. Gemeinsam lassen die drei Ausnahmemusiker das Publikum durch dieses Werk teilhaben an ihrer Interpretation musikalischer Verbundenheit. 

Felix Mendelssohn-Bartholdy: die "Schottische"

"Verbundenheit" trifft auch auf Mendelssohns 3. Sinfonie zu. Kompositionskollege Robert Schumann charakterisierte das Werk als "ein verschlungenes Ganzes". Die Idee zu dieser Sinfonie hatte Felix Mendelssohn-Bartholdy auf seiner Schottlandreise: "In der Dämmerung gingen wir nach dem Palast. Der Kapelle daneben fehlt das Dach. Es ist alles zerbrochen, morsch und der Himmel scheint hinein. Ich glaube, ich habe heute da den Anfang meiner Schottischen gefunden.", schrieb der damals Zwanzigjährige an seine Familie. Und obwohl der Komponist den Kerngedanken seiner "Schottischen" noch am selben Abend notierte, vollendete er sie erst dreizehn Jahre später. Es fehlte wohl die Inspiration des schottischen Nebels! Doch die Keimzelle des Werkes war an jenem Abend in Schottland gefunden und hält die vier ineinander übergehenden Sätze motivisch eng zusammen. Sechs Wochen nach ihrer Fertigstellung feierte die Sinfonie in Leipzig ihre Uraufführung. Am Dirigentenpult: der 33jährige Felix Mendelssohn-Bartholdy selbst!